Das könnte hinter Ihren Rückenschmerzen stecken
Bei Rückenproblemen denken die meisten Menschen an einen Hexenschuss oder herausgerutschte Bandscheiben. Dahinter kann aber ein Übeltäter stecken, den kaum einer auf dem Zettel hat: das Iliosakralgelenk – kurz ISG.
Es sitzt auf beiden Seiten ganz unten im Rücken und verursacht mitunter Schmerzen, die der Betroffene kaum zuordnen kann. Zwar äußern sich Probleme mit dem Iliosakralgelenk meistens als einseitige Schmerzen im unteren Rückenbereich, doch sie können auch in Richtung Oberschenkel, Po, in die Leistengegend, den Bauch oder sogar bis zum Fuß ausstrahlen.
Die beiden handtellergroßen Gelenke verbinden die Wirbelsäule auf Höhe des Kreuzbeins mit den Beckenschaufeln. Seinen sperrigen Namen verdankt das Iliosakralgelenk der Lage zwischen dem Kreuzbein (Sakrum) und rechten und linken Darmbein (Ilium).Allerdings führt der Begriff „Gelenk“ in die Irre, sagt Christoph Eichhorn, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Orthopäden- und Unfallchirurgenverbands (DOUV): „Es ist kein Kugelgelenk, wie es das beispielsweise an Hüft- oder Schulterknochen gibt, sondern ein flaches Gelenk, dessen Bewegungsspielraum nur wenige Grad beträgt.“
Das ISG dient als Stoßdämpfer in der Mitte des Rumpfes. Geht jemand zum Beispiel joggen, entsteht beim Auftreten eine Belastung, die über die Beine an den Beckenring weitergeleitet, dort abgefangen und anschließend an den Rumpf und die Wirbelsäule weitergegeben wird. Muskeln und Bandstrukturen halten und stabilisieren das ISG, damit es diese stoßdämpfende Funktion übernehmen kann.
Auslöser: Schwangerschaft, Sportunfall, Beinlängenunterschiede, langes Stehen
Werden die stabilisierenden Strukturen weicher – zum Beispiel durch die Hormonumstellung in einer Schwangerschaft – oder kommt es bei einem Sportunfall zu kleinsten Verletzungen, kann das Beschwerden verursachen. Auch wenn ein Bein länger ist als das andere, setzt das dem Iliosakralgelenk zu. „Oft klagen Patienten über Schmerzen, wenn sie lange stehen müssen oder nach dem Liegen oder Sitzen aufstehen“, sagt Tiemann.„Es gibt zudem bestimmte Erkrankungen, die speziell dieses Gelenk betreffen“, ergänzt Johannes Flechtenmacher, Präsident des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU). Dazu gehören Morbus Bechterew und Sakroiliitis. „Bei beiden Erkrankungen kommt es zu einer Entzündung und letztlich zu einer kompletten Versteifung des Gelenks.“