Vor kurzem haben israelische Forscher festgestellt, dass die Anzahl der Bakterien in der Regel genauso hoch ist wie die Anzahl der Zellen im menschlichen Körper. Nur nach einem ausgiebigen Toilettengang haben die Körperzellen wieder die Überhand, denn der menschliche Stuhl besteht etwa zur Hälfte aus Bakterien (Wasser nicht berücksichtigt). Bakterien gehen viele Wechselwirkungen mit uns ein – ohne die vielen Billionen Mikroben in uns könnten wir keine Nahrung verdauen und unser Immunsystem würde nicht funktionieren. Wir gehen mit ihnen eine Symbiose ein. Doch natürlich sind viele tausend Stämme von Bakterien in und auf unserem Körper unerwünscht und können zu Krankheiten führen. Welche Körperstellen besonders betroffen sind, erfährst du im Folgenden.

Kopfhaut 

Wie auf jeder Partie des flächenmäßig größten Organs – der Haut – tummeln sich auch auf der Kopfhaut jede Menge Bakterien und auch Pilze. Sie können die Entstehung von Schuppen und Juckreiz fördern. Mit der Kopfhaut haben wir eine Körperpartie, die wichtig für den Schutz des Gehirns ist und eine Rolle bei der Sinneswahrnehmung spielt. Die Information, wie kalt es ist, wie sehr die Sonne scheint oder ob es regnet, verarbeitet das Gehirn unterbewusst und stellt den Körper darauf ein, z. B. durch Regulierung der Körpertemperatur. Mit dem Zerstören der Kopfhaut sind zu viele und die falschen Bakterien auf der Kopfhaut also nicht nur ein ästhetisches Problem. Meist werden bakteriell verursachte Kopfhautentzündungen mit Antibiotika behandelt. Auch Schuppen können durch ein Ungleichgewicht von verschiedenen Bakterienstämmen entstehen. So besitzen viele Menschen mit Schuppen eine zu geringe Talgproduktion. Je weniger Talg, desto weniger Wachstum von Propionibakterien, welche wiederum Staphylokokken bekämpfen. Letztere können zu Schuppen führen.

Um für eine gesunde Kopfhaut zu sorgen, ist die regelmäßige Haarwäsche unerlässlich. Diese muss nicht unbedingt täglich erfolgen. Verzichtet sollte jedoch auf aggressive Stoffe, die in normalem Shampoo leider oft vorkommen. Greife lieber auf natürliche Mittel zur Haarwäsche zurück.

Zunge 

Du kennst das Problem, wenn jemand Mundgeruch hat. Das ist nicht nur unangenehm für das Gegenüber, sondern letztlich tödlich für die Sozialkontakte. Selten sagt man dem Betroffenen, dass er Mundgeruch hat. So wenden sich immer mehr von ihm ab und derjenige weiß nicht, warum das so ist. In etwa 90 Prozent der Fälle ensteht Mundgeruch nicht im Magen oder Darm, sondern direkt im Mund. Besonders auch auf der Zunge sitzen Bakterien und produzieren durch Fäulnissprozesse eklig riechende Substanzen. Zudem begünstigen diese Mikroben Karies und Zahnfleischrückgang. Aus diesem Grund sollten nicht nur die Zähne dreimal am Tag geputzt werden, sondern immer auch die Zunge mitbedacht werden. Du kannst deine Zunge entweder mit einem Zungenschaber aus der Drogerie reinigen oder einfach einen flachen Esslöffel verwenden. Auf dem letzten Drittel der Zunge sitzen die meisten Bakterien, also musst du tief reingehen. Dabei kann ein leichter Würgereflex aufkommen, den du überwinden musst.

Achseln 

Sicher benutzt du auch ein Deo für deine Achseln. Wusstest du aber, dass der Geruch von den Achseln nicht durch den Schweiß erzeugt wird, sondern von Bakterien, die mit dem Schweiß wechselwirken? Bis zu 80.000 Bakterien können sich auf einem Quadratmillimeter deiner Achselhaut tummeln. Schließlich ist es dort schön warm und durch Schweiß eben auch feucht, was ideale Bedingungen für das Wachstum von Bakterien darstellt. Du kannst jedoch etwas gegen die unerwünschten Bakterien tun. Natürlich solltest du deine Achseln jeden Tag waschen. Falls du nicht jeden Tag duschst, solltest du also deine Achseln bei der Katzenwäsche nicht vergessen. Wichtig ist aber auch das Rasieren der Achseln. Behaarte Achseln sind nämlich ein Abenteuerspielplatz für Pilze und Bakterien. Je mehr und längere Haare du an den Achseln hast, desto größer ist die Oberfläche, an der sich Schweiß festsetzen kann. Wo sich Schweiß befindet, sind Bakterien und Pilze nicht weit. Falls du nicht ganz nackt unter den Achseln sein willst, solltest du sie wenigstens trimmen. Das gilt übrigens auch für den Genitalbereich. Ein Deo wirkt übrigens am besten, wenn die Achseln frisch gewaschen sind.

Mund

Mit dem Mund bietet sich Mikroben ein wahres Paradies. Ständig werden Bakterien zugeführt, etwa durch Essen und Trinken und Dinge, die im Mund eigentlich nichts zu suchen haben wie schmutzige Finger oder (E-)Zigaretten. Zugleich werden so Nährstoffe zugeführt, die die Bakterien ernähren. Das feucht-warme Klima tut sein Übriges zum Gedeihen der Milliarden Mikroben. Jeder Quadratzentimeter beherbergt im Schnitt 100 Mio. Bakterien. Etwa 700 verschiedene Bakterienarten sind in der Mundhöhle vorhanden. Die allermeisten davon sind extrem nützlich, sie spalten Zucker und Eiweiß – helfen also beim ersten Schritt der Verdauung nach dem Kauen. Doch auf der Zunge, in den Zahnfleischtaschen und in den Zahnzwischenräumen leben jede Menge Bakterien, Viren und Pilze, die dort nichts zu suchen haben und Karies oder Zahnfleischentzündungen verursachen können. Eine gute Zahngesundheit ist auch Voraussetzung, Herz- und Gefäßkrankheiten zu vermeiden. Also: Zähne und Zunge regelmäßig putzen, Zahnseide und Mundwasser verwenden und zwischen den Mahlzeiten eher zum zuckerfreien Kaugummi statt auf Süßigkeiten zurückgreifen. Regelmäßige Zahnarztbesuche sollten auf deinem Terminplan ebenso stehen.

Nasenhöhle 

Auch in deiner Nase befindet sich ein kleines Paralleluniversum aus Bakterien. Sie haben unterschiedlichste Aufgaben. Einige bekämpfen Krankheitserreger, andere warten nur auf die Chance, durch eine Mikroverletzung in das Blut zu gelangen. Solche Mikroverletzungen kannst du dir durch das Nasebohren aus Versehen selbst zuführen. Merke also: Die Finger haben in deiner Nase nichts verloren. Ebenso solltest du dir auf keinen Fall Nasenhaare auszupfen, sondern immer nur schneiden. Sonst kann es sogar zu Nasenfurunkeln kommen. Wissenschaftler haben kürzlich herausgefunden, dass die Bakterienvielfalt in der Nase eines Menschen so individuell ist wie sein Fingerabdruck. So kommt es, dass etwa ein Drittel der Menschen den Keim „Staphylococcus aureus“ in sich tragen, der bei einem geschwächten Immunsystem den Körper angreift. Einige Menschen sind hingegen immun gegen die Kolonisierung dieser Staphylokokken, da sie das Bakterium Staphylococcus lugdunensis in sich tragen, welches den gefährlichen Keim an der Ausbreitung hindert.

Fingernägel 

Was dir schon deine Eltern beigebracht haben, solltest du tatsächlich ernstnehmen: Dreck unter den Fingernägeln ist nicht nur ein unschöner Anblick, sondern ein Hort teils gefährlicher Bakterien. Diese trägt man durch Berührungen des Gesichts (in den Zähnen pulen, in der Nase bohren, die Augen auswischen) in den Körper, wo sie Krankheiten begünstigen können. Vor allem ein Problem ist die Übertragung an andere Menschen, z. B. bei der Verarbeitung von Lebensmitteln. Darmbakterien werden auf diese Art am häufigsten weitergegeben. Aus einem einfachen Grund: Etwa ein Drittel der Menschen wäscht sich nach dem Toilettengang nicht die Hände. Und die meisten machen es nicht richtig. Um deine Hände also nicht zu Bakterienschleudern zu machen, solltest du dir deine Hände möglichst oft waschen, nach dem Toilettengang ist es sowieso Pflicht. Wende immer die Happy-Birthday-Regel an: Summe das Lied im Kopf einmal durch für das Einseifen der Hände und einmal für das Abspülen mit Wasser. Mit einer Bürste bearbeitest du noch die Fingernägel. Diese solltest du auch möglichst kurz halten – lange Fingernägel sind schwerer zu reinigen.

Bauchnabel 

Und, überrascht? Wir auch. Es ist wie im Haushalt: Der bakterienverseuchteste Ort ist dort auch nicht die Toilette, sondern das Spülbecken in der Küche. In deinem Bauchnabel, der im Mutterleib noch der Ein- und Ausgang für alles war, was dein Körper gebraucht und produziert hat, sammeln sich neben Fusseln, toten Hautzellen und Haaren auch Bakterien, Viren, Pilze und Hefen. Insbesondere, wenn du zur Mehrheit der Menschen gehörst, deren Bauchnabel nach innen gestülpt ist, bietest du Mikroben ein lauschiges Zuhause an. US-amerikanischer Forscher fanden bei nur 60 Menschen insgesamt 2.368 unterschiedliche Spezies. Da nicht wenige Menschen den Bauchnabel als erogene Zone ansehen, sollte man sich vor dem Liebesspiel auch dort waschen und beim Duschen den Bauchnabel nicht außer Acht lassen.

Anus 

Im Kot finden sich Milliarden von Keimen an, die außerhalb der Toilette nichts verloren haben. Denn gelangen sie in andere Körperteile, z. B. über Schleimhäute, führen sie schnell zu Krankheiten. Kotreste am Poloch verteilen sich in deinem Slip und können schon dort Unheil anrichten. Bei Frauen entstehen so Blasenentzündungen, da es Erreger nicht weit bis zur Harnröhre haben. Das ist bei Männern naturgegeben weniger problematisch. Auch wenn dein After entzündet ist – also die Hautschicht angegriffen – können Bakterien und Viren direkt wieder angreifen. Deshalb ist die Reinigung mit Klopapier eigentlich unzureichend. Besser wäre die Reinigung mit Wasser (z. B. mit einer Po-Dusche) und anschließendem, vorsichtigem Abtrocknen mit Toilettenpapier. Anschließend sorgfältig die Hände waschen und die Fingernägel bürsten, um die Übertragung von Magen-Darm-Bakterien zu vermeiden.

Darm 

In deinem Darmgeflecht befinden sich die meisten der Bakterien des menschlichen Körpers. Frauen beherbergen sogar einen größeren Anteil an Bakterien als Männer, da der Dickdarm etwa gleich groß ist wie bei Männern. Die Herren der Schöpfung bieten hingegen mehr roten Blutplättchen eine Heimat, da Männer ein höheres Blutvolumen haben. In der Darmflora siedeln Billionen von Bakterien und Pilzen. Über ihre Rolle wird sehr ausführlich geforscht. Bekannt ist, dass sie uns bei der Verdauung helfen, schädliche Stoffe am Eindringen in den Darm behindern, das Immunsystem trainieren und sogar unsere Stimmung beeinflussen. Durch eine Ernährungsumstellung kann man selbst beeinflussen, welche Bakterienstämme sich ansiedeln oder vermehren. Je nach Zusammenstellung der Nahrung passt sich die Darmflora an. Wenn du auf vegane Ernährung umstellst, muss sich auch die Darmflora umstellen und mehr Bakterien produzieren, die auf Gemüse, Getreide und Obst spezialisiert sind. Das kann Wochen und Monate dauern. Verallgemeinert kann man sagen: Was du selten ist, wird schlechter aufgenommen, da dir die passenden spezialisierten Bakterienstämme fehlen.

Ohren

Reinigst du dir nach dem Duschen oder Baden auch gerne die Ohren mit Q-Tips? Schönes Gefühl, den gelb-bräunlichen Dreck loszuwerden, richtig? Dü-düm! Wattestäbchen solltest du aus deinem Hygieneplan für die Ohren streichen. Denn das Ohrenschmalz, auch Zerumen genannt, ist elementar wichtig für deine Ohren und kein unnötiger Dreck. Das Schmalz besteht aus bis zu 1000 Stoffen, die die Haut schützen, Insekten abschrecken, Bakterien killen und Schmutz binden sowie abtransportieren. Das Schmalz löst sich ganz automatisch von innen nach außen in deine Ohrmuschel hinein. Dort kannst du es abwischen oder beim Duschen vorsichtig abspülen. Doch mit dem Wattestäbchen in den Hörgang einzudringen, bewirkt das Gegenteil: Du kannst das Schmalz so weiter reindrücken und ungewollt zu Ohrschmalzpfropfen verwandeln. Diese können bis zur Schwerhörigkeit führen oder Infektionen auslösen.