Viele Menschen glauben, ein Vitamin D-Mangel komme bestenfalls im Winter vor. Falsch gedacht! Heutzutage hat fast jeder Mensch ganzjährig einen latenten bis gravierenden Vitamin D-Mangel. Nun argumentieren manche LeserInnen vielleicht, wir hätten dank des Klimawandels doch mit wärmeren und sonnigen Sommern zu rechnen. Demnach müssten wir also genug Sonne über die Haut aufnehmen, und dadurch Vitamin D bilden können. Das ist prinzipiell richtig – und dennoch zu kurz gedacht. Denn gerade bei intensiverer Sonneneinstrahlung und längeren Sommern nutzen wir wegen des Ozonlochs Sonnencremes mit höherem Lichtschutzfaktor. Dadurch kommt zwar noch Sonne an die Haut – aber es bildet sich zu wenig Vitamin D, weil die Sonneneinwirkung durch die Sonnenschutzcreme blockiert wird.

Wir setzten im Sommer immer häufiger eine Baseball-Cap oder einen Strohhut auf, und halten die Sonne vom Gesicht weg. Wir tragen beim Wandern oder Trekking Funktionsshirts und Synthetik-Anoraks mit Membran. Wir nutzen Shirts und Hosen mit eingebautem UV-Filter. Die Gefährlichkeit vieler Sonnenbrände und das daraus folgende Hautkrebs-Risiko ist den meisten Menschen bewusst. Dieses Risiko zu verringern, ist klug – aber darunter leidet leider der Vitamin D-Spiegel. Der ohnehin schon niedrige Vitamin D-Spiegel sinkt im Winterhalbjahr dann noch weiter ab. Daher erklärt sich der latente bis chronische Vitamin D-Mangel der meisten Menschen. Wie aber erkennst Du einen Vitamin D-Mangel? Problematisch ist, dass die Symptome sehr unterschiedlich ausfallen und relativ unspezifisch sind.

Fakt ist: Mit der Nahrung kannst Du keine ausreichenden Mengen an Vitamin D aufnehmen. Die wenigsten Lebensmittel enthalten überhaupt nennenswerte Mengen dieses Vitamins. Es findet sich lediglich in fettreichem Fisch, vor allem Lachs, Hering, Heilbutt oder Aal. Wenn also Dein Organismus zu wenig Vitamin D durch Sonneneinstrahlung herstellt, und zugleich kaum etwas über die Nahrung aufnimmt, ist ein Mangel bereits wahrscheinlich. Besonders prekär ist der Vitamin D-Mangel bei Menschen mit Sonnenallergie, großflächigen Hauterkrankungen wie Psoriasis, oder großflächigen Verbrennungen. Für diese Menschen ist ein Vitamin D-bildendes Sonnenbad kontraindiziert. Es bleibt lediglich die Substitution.

Häufige Infekte

Vitamin D unterstützt und reguliert immunologische Prozesse im Organismus. Zu den frühesten Symptomen eines Vitamin-D-Mangels gehören häufige Infekte. Bei einer erhöhten Infektanfälligkeit haben Bakterien und Viren leichtes Spiel. Meist etablieren sich Atemwegsinfekte. Es kommt aber auch häufig zu Lungenentzündungen, Grippe oder Bronchitis. Studien haben diesen Zusammenhang bestätigt. Als vorbeugender Grippeschutz dienen eine Grippeimpfung und die Gabe von täglich 4.000 I Vitamin D. Eine Zufuhr von Vitamin D sollte aber nur bei einem tatsächlichen Mangel erfolgen. Gegebenenfalls ist eine Tageslichtlampe eine gute Idee.

Schlechte Wundheilung

Vitamin D-bedingte Immunschwächen machen sich auch oft an einer zögerlichen oder schlechten Wundheilung fest. Der Mangel an Vitamin D kann bei offenen Beinen, Brandwunden oder nach Operationen heikel werden. Vitamin D beeinflusst gleich mehrere Prozesse, die der Wundheilung dienen. Unter anderen beeinflusst es die für die Gewebereparatur zuständigen Enzyme und Proteine. Ohne Vitamin D verringern sich die Kollagen-Produktion, die Migration von Fibroblasten und die Bildung von Myofibroblasten, die unerlässlich für die Wundheilung sind. Außerdem entfällt die entzündungshemmende Wirkung von Vitamin D. Die Supplementierung des Vitamins kann bei einem erwiesenen Mangel eine schlechte Wundheilung verbessern.

Müdigkeit

Jeder kennt den Winterschlaf-Modus, in den Menschen bei Lichtmangel fallen. Immer mehr Menschen arbeiten mit einer Tageslichtlampe dagegen an. Das macht auch Sinn, denn dadurch wird die Vitamin D-Produktion angekurbelt. Chronische Müdigkeit und Erschöpfung über den ganzen Tag können Hinweise auf einen chronischen Vitamin D-Mangel sein. Es lohnt sich, den Hausarzt zu bitten, beim nächsten Bluttest den Vitamin D-Spiegel zu checken. Ideal ist ein Vitamin D-Spiegel von 40 ng/ml.

Rückenschmerzen und Fibromyalgiebeschwerden

Bei vermehrt auftretenden Rückenschmerzen oder Fibromyalgie-Beschwerden denken die meisten Menschen an orthopädisch ungünstige Sitzmöbel, einseitige Arbeitsbelastungen, ergonomisch ungünstige Küchenmöbel und ähnliches. Fibromyalgie halten viele für eine körperliche Erkrankung. Das mag ja alles wahr sein. Dennoch ist auch festzustellen, dass Rückenschmerzen und verstärkt auftretende Fibromyalgie-Beschwerden als Symptome eines anhaltenden Vitamin-D-Mangels auftreten können. Umfangreiche Beobachtungsstudien legten einen Zusammenhang zwischen beidem jedenfalls nahe. Das ist auch erklärlich, denn bei einem Vitamin-D-Mangel treten bekanntermaßen Probleme am Knochenstoffwechsel und den Muskelfunktionen auf.

Früher galt die Rachitis als wichtigstes Risiko bei mangelnder Sonneneinstrahlung. Heute weiß jeder Mediziner, dass der Mangel an Sonnenlicht weitere Folgen an Skelett und Muskulatur auslöst. Neuere Studie ergaben, dass Menschen mit einem chronischen Vitamin-D-Mangel mit doppelt hoher Wahrscheinlichkeit an chronischen Schmerzzuständen an Beinen, Rippen und Gelenken zu rechnen haben, wie Menschen mit ausreichenden Vitamin-D-Werten. Erwiesen ist auch, dass hohe Vitamin-D-Dosen – zum Beispiel die einmalige Gabe von bis zu 300.000 IE Vitamin D – bei einem Mangel an Vitamin D eine Besserung bewirkt. Außerdem kann Vitamin D nachweislich Fibromyalgie-Schmerzen lindern.

Schlechte Laune und Depressionen

Depressionen und düstere Stimmung sind in der dunklen Jahreszeit ein Anlass, Kerzen und elektrische Lichterketten anzuzünden, damit die Laune sich bessert. Ältere Menschen leiden in der dunklen Jahreszeit häufig altersbedingt an einem latenten oder chronischen Vitamin D-Mangel. Die Lösung liegt nicht immer in Antidepressiva, sondern in einer Tageslichtlampe und der Gabe von Vitamin D, falls ein Mangel festgestellt werden kann.

Untersuchungen stellten fest, dass ein Vitamin D-Mangel besonders häufig bei jüngeren Frauen festgestellt wird, die am Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) leiden. Es handelt sich dabei um eine Hormonstörung. Je niedriger der Vitamin D-Spiegel bei den betroffenen Frauen ausfiel, desto eher traten Depressionen auf. Depressionen können bei einem verifizierten Vitamin D-Mangel behoben werden, wenn den Betroffenen über ein Jahr hinweg wöchentlich zwischen 20.000 und 40.000 IE Vitamin D zugeführt werden.

Haarausfall und Hautprobleme

Dass Vitamin D-Mangel zu Haarausfall oder hautbezogenen Problemen führen kann, ist weniger bekannt. Generell ist festzustellen, dass bei der Vitaminversorgung im Körper der Haarboden weit unten auf der Prioritätenliste steht. Zuerst werden wichtige Instanzen und Prozesse versorgt. Da es unserer Nahrung immer mehr an Vitalstoffreichtum mangelt, und unser modernes Essverhalten Nährstoffdefizite noch vergrößert, bleibt für den Haarboden oft nichts mehr übrig.

Gleiches gilt für Deine Haut. Mit einer vitalstoffreichen, vitaminhaltigen Ernährung und der Zufuhr von Vitamin D3 kann Haarausfall behoben werden, sofern er nicht genetisch, hormonell oder nachweisbar anders bedingt ist. Bei einer latenten oder chronischen Unterversorgung mit Vitamin D kommt es häufig zu diffusem Haarausfall. Der Grund liegt vermutlich in einer Störung im Erneuerungszyklus unserer schwindenden Haarpracht.

Knochenschwund und Osteoporose

Ein chronischer Vitamin D-Mangel über lange Zeit kann zu Knochenschwund und Osteoporose führen. Das ist durchaus erklärlich, denn Knochenprobleme sind DIE Indikation für Vitamin D. Die schulmedizinische Osteoporose-Therapie kommt ohne Vitamin D und Kalziumgaben nicht aus. Das Vitamin nimmt eine Schlüsselstellung im Knochenstoffwechsel ein. Zugleich sorgt es im Darmtrakt für die Aufnahme des Kalziums, das als Knochenmineral bekannt ist.

Problematisch ist, dass die vom Arzt verordneten Vitamin-D-Dosen meistens zu gering bemessen werden. Normalerweise werden Vitamin D-Präparate mit 800 oder 1.000 IE Vitamin D verordnet, um eine Hyperkalziämie zu vermeiden. Diese könnte aber nicht auftreten, wenn viele Osteoporose-Patienten nicht zu viel Kalzium zuführen würden. Viel sinnvoller sind hohe Vitamin D-Dosen in Verbindung mit Vitamin K2 und Magnesium, plus der Verordnung von ausreichend Bewegung.

Frauen erleben nach der Menopause häufig eine verringerte Knochendichte durch einen Vitamin-D-Mangel. Vielen Studien zum Thema mangelt es an ausreichender Dauer oder sinnvoll hohen Vitamin-D-Gaben. Daher sind die Studienergebnisse häufig sehr unterschiedlich.

Schlafstörungen

Viele Menschen hierzulande leiden an Einschlaf- oder Durchschlafstörungen. Dabei sollten wir Menschen in der dunklen Jahreszeit eigentlich schlafen wie ein Murmeltier. Im ersten Augenblick klingt ein Vitamin D-Mangel vielleicht fast widersinnig, weil dieser ja gleichzeitig zu Müdigkeit und Erschöpfung führen kann. Wer aber den ganzen Tag an Antriebslosigkeit, bleierner Müdigkeit und Erschöpfung leidet, schläft nicht automatisch gut.

Studien an Patienten, die im Winter vermehrt über Schmerzen und Schlafprobleme klagten, haben nachgewiesen, dass sowohl Tagesmüdigkeit, als auch mangelnder Nachtschlaf in der dunklen Jahreszeit durch Gaben von Vitamin D behandelbar sind – und folglich durch den Vitamin D-Mangel ausgelöst werden.

Kalkschulter

Auch eine sogenannte Kalkschulter kann ein Hinweis auf einen Vitamin-D-Mangel sein. Als „Kalkschulter“ werden Probleme bezeichnet, die zu Kalkablagerungen im Bereich der Schultersehnen-Ansätze führen. Das kann sehr schmerzhaft sein. Da Vitamin D bekanntermaßen am Kalziumstoffwechsel beteiligt ist, sinken die Risiken für eine Kalkschulter mit der vorbeugenden Gabe von Vitamin D. Natürlich ist ein Vitamin D-Mangel nicht der alleinige Auslöser einer Kalkschulter. Er kann jedoch bei bereits bestehenden Verkalkungsproblemen für einen ausbleibenden Heilungsprozess sorgen. Zusätzlich sollten Magnesium und Vitamin K zugeführt werden.

Parodontitis und Zahnfleischentzündung

Chronische Zahnfleischerkrankungen sind durch entzündetes und leicht blutendes Zahnfleisch gekennzeichnet. Das kann ein Hinweis auf einen Mangel an Vitamin C sein, aber auch einen Vitamin-D-Mangel anzeigen. Erwiesen ist, dass Vitamin D-Gaben auf Zahnfleischbeschwerden einen günstigen Einfluss haben. Der Grund liegt in einer Steigerung der körpereigene Defensinen- und Cathelicidinen-Produktion. Noch nie davon gehört? Es handelt sich dabei um körpereigene Substanzen, die antimikrobiell wirken und an Schleimhautoberflächen oder Zahnfleisch schädliche Bakterien ausschalten sollen. Vitamin D entfaltet entzündungshemmende Wirkungen. Es schützt den Kieferknochen vor Parodontitis-Schäden am Zahnhalteapparat.

Vitamin D und chronische Erkrankungen

Nicht nur die genannten zehn Symptome weisen auf einen latenten bis chronischen Vitamin D-Mangel hin. Auch bei praktisch allen chronischen Erkrankungen kann eine begleitende Therapie mit Vitamin D eine Besserung einleiten. Beispiele dafür sind Diabetes, Asthma, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Demenz, Krebs oder Multiple Sklerose, sowie Autismus und ADHS.

Wenig bekannt ist, dass ein Vitamin-D-Mangel für Diabetiker einen größeren Risikofaktor darstellt, als Übergewicht. Zwar können übergewichtige Diabetiker ihren Blutzuckerwert massiv verbessern, wenn sie Gewicht abbauen. Eine Studie der „University of Malaga“ legt jedoch nahe, dass eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung bei Diabetes-Risiken eine stärkere Präventivwirkung entfaltet, als der Abbau von Übergewicht.

Ein chronischer Vitamin-D-Mangel führt zu vermehrten Fetteinlagerungen im Organismus. Dadurch lässt sich nicht mehr so leicht Gewicht abbauen. Insofern wirken ausreichende Vitamin D-Gaben gleich reifach: Sie senken das Diabetesrisiko und das Risiko, Übergewicht anzulegen. Drittens können hohe Vitamin D-Gaben auch vor der diabetesbedingten Polyneuropathie schützen. Sogar ein Schwangerschaftsdiabetes ist bei einem Vitamin-D-Mangel schlimmer.