Sie waren beim Arzt und Ihr Blutbild weist auf höhere Harnsäurewerte hin? Oder vermuten Sie einfach nur, dass der Säurespiegel etwas zu hoch ist? Dann sollten Sie dies nicht unterschätzen – denn ein zu hoher Harnsäurewert, oder eine Hyperurikämie, wie der Fachmann sagt, kann dauerhaft sehr unangenehme Folgen haben. Sie sollten also alles dafür tun, ihn wieder zu senken – doch wie? Ich erkläre Ihnen, warum es wichtig ist, den Harnsäurespiegel wieder ins Lot zu bekommen und geben Ihnen Strategien an die Hand, wie Sie dies auch wirklich umsetzen können.

LANGZEITEFFEKTE NICHT ZU UNTERSCHÄTZEN

Ein erhöhter Harnsäurespiegel wird von vielen zunächst einmal überhaupt nicht bemerkt. Doch über einen langfristigen Zeitraum kann man die Folgen schmerzhaft spüren: Besonders die Gicht, eine chronische, meist in Schüben auftretende Gelenkerkrankung, wird von einer Hyperurikämie verursacht.

Dabei sind die damit verbundenen oft schier unerträglichen Schmerzen nur ein Symptom der Krankheit. Denn gleichzeitig wird auch die Niere geschädigt, so dass es im weiteren Krankheitsverlauf meist zu einer chronischen Niereninsuffizienz kommt – man muss dann regelmäßig zur Dialyse oder ist sogar auf eine Spenderniere angewiesen.

Gicht ist eine vergleichsweise weit verbreitete Krankheit. Etwa 2 Prozent der Bevölkerung gehört zu den Betroffenen. Noch höher ist die Anzahl derjenigen, die unter zeitweise oder chronisch erhöhten Werten leiden, ohne dass sie es zunächst merken. Dabei sprechen Mediziner von zu hoher Harnsäure, wenn der Gehalt mehr als 6,0 Milligramm pro Deziliter beträgt. Dann beginnt die Säure, Kristallablagerungenzu bilden, welche Gichtanfälle aber auch beispielsweise Nierensteine verursachen können.

Dabei unterscheiden Fachleute zwischen zwei Arten der Krankheit:

  • eine primäre Hyperurikämie, bei der genetische Gründe wie Enzymmangel oder auch eine falsche Ernährungsweise die Hauptursache darstellen sowie
  • eine sogenannte sekundäre Hyperurikämie, hier ist der erhöhte Wert nicht Ursache, sondern Folge anderer Krankheiten, so z.B. Hyperkalzämie (zu viel Kalzium im Blut), Nierenschwäche oder Krebserkrankungen.

Wenn Sie also zu hohe Werte vorweisen, dann sollten Sie nicht zögern, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine sekundäre Hyperurikämie ist zwar vergleichsweise selten, aber dennoch im Bereich des Möglichen.

VIELE RISIKOGRUPPEN

Dabei sind einige Bevölkerungsgruppen stärker von hohen Werten betroffen als andere. In vielen Fällen trifft es besonders Männer und ältere Menschen ab 60 Jahren.Doch auch andere Faktoren spielen eine Rolle. In der Forschung wird deshalb darauf verwiesen, dass z.B. folgende Gruppen häufig von Harnsäureproblemen und Gicht heimgesucht werden:

  • Menschen, die viel Alkohol, besonders Bier und hochprozentigen Schnaps, konsumieren
  • Menschen mit Diabeteserkrankungen
  • Menschen mit Familienmitgliedern, die unter hoher Harnsäure bzw. Gicht gelitten haben
  • Frauen, die sich in den Wechseljahren befinden
  • Menschen, die viel Fleisch konsumieren
  • Menschen, die regelmäßig viele Meeresfrüchte essen
  • Menschen, die unter ständigem Übergewicht oder Fettleibigkeit leiden und
  • Menschen, die sehr häufig zuckerhaltige Getränke wie Softdrinks (z.B. Cola) trinken.

Sollten Sie also zu den genannten Gruppen gehören, lohnt es sich besonders, den Harnsäuregehalt des Blutes regelmäßig zu überprüfen.

BLUTBILD LIEFERT GENAUE ERGEBNISSE

Viele nutzen dabei Teststreifen, um den Säuregehalt des Urins zu überprüfen. Derartige Maßnahmen können einen ersten Hinweis darauf geben, ob Sie eventuell von Hyperurikämie betroffen sind, besonders, wenn das Ergebnis über längere Zeit hinweg im höheren Bereich ist. Doch für eine endgültige Aussage sind sie nicht brauchbar. Denn diese Streifen geben zwar erste Anzeichen für den Zustand des Urins preis, können aber nur sehr bedingt Informationen über das Blut geben.

Wenn Sie also Näheres über Ihre Harnsäurewerte erfahren wollen, dann kommen Sie über eine fachmännisch durchgeführte Blutbildanalyse nicht herum. Wenn der Wert dann zu hoch ist, sollten Sie aber auch sofort handeln.

Sollten Sie bereits Anzeichen von Gicht verspüren – erste Anzeichen sind meist Gelenkschmerzen in den Fingern oder Zehen – dann kommen Sie wohl um eine medikamentöse Behandlung nicht herum. Aber darauf sollten Sie sich auch in diesem Fall nicht verlassen, denn ohne Eigeninitiative des Patienten helfen auch Medikamente nur wenig.

MIT RICHTIGER ERNÄHRUNG KANN DER SPIEGEL GESENKT WERDEN

Egal also, ob Sie bereits unter Symptomen leiden oder “nur” unter erhöhten Werten: Sie müssen selber aktiv werden, um die Harnsäure zu senken. Das A und O ist dabei die Umstellung auf eine Ernährungsweise, die verhindert, dass sich zu viel Säure im Blut ablagert.

PURINE AUS DEM SPEISEPLAN VERBANNEN

Hauptverursacher von zu hohen Werten sind nämlich sogenannte Purine. Diese organischen Stoffverbindungen werden zwar in kleineren Maßen für einen funktionierenden Zellapparat benötigt, werden aber auch in Harnsäure umgewandelt. Der menschliche Körper ist selbst in der Lage dazu, Purine zu bilden, was normalerweise auch im Rahmen ist. Wer allerdings viele tierische Lebensmittel ist, nimmt dabei auch eine Extradosis Purin auf, welche den Körper dann vor zu große Aufgaben stellen kann.

Bei erhöhten Werten sollte deshalb der erste Schritt sein, so wenig  Purinquellen wie möglich zu sich zu nehmen. Zu den Lebensmitteln, die besonders viel Purin enthalten und daher gemieden werden sollten, gehören z.B.:

  • Schweinefleisch (bis zu 250 Milligramm Harnsäure pro 150 Gramm)
  • Rind- und Kalbsfleisch (bis zu 239 Milligramm pro 125 Gramm)
  • Lammfleisch (100 Gramm Lammkotelett enthält bis zu 250 Milligramm Harnsäure)
  • Geflügel (125 Gramm Gänsefleisch enthalten z.B. etwa 285 Milligramm Harnsäure)
  • Innereien (so enthalten 125 Gramm Rinderleber z.B. etwa 800 Gramm Harnsäure)
  • bestimmte Fische (so enthalten z.B. 150 Gramm Forelle 543 Milligramm Harnsäure, 150 Gramm Rotbarsch immer noch 432 Milligramm)
  • Hülsenfrüchte wie Sojabohnen (152 Milligramm Harnsäure pro 150 Gramm Portion) oder Erbsen, Bohnen und Linsen (pro 150 Gramm 129, 125 bzw. 122 Milligramm)
  • bestimmte Gemüsesorten wie Artischocken und Brokkoli (jeweils 120 Milligramm Harnsäure pro 150 Gramm)

zu den Lebensmitteln, die lieber gemieden werden sollten, wenn Sie den Wert senken wollen.

Dies bedeutet nicht, dass Sie jetzt völlig auf Fleisch verzichten müssen. Der Konsum derartiger Produkte sollte aber so eingeschränkt werden, dass Sie Ihrem Körper nicht zu viele externe Harnsäure hinzufügen. Bei erhöhten Werten sollten Sie höchstens 500 Milligramm Purin/Harnsäure pro Tag zu sich nehmen. Die Deutsche Gicht-Liga hat für Ihren Speiseplan einen empfehlenswerten Purin-Rechner zur Verfügung gestellt, der sehr hilfreich sein kann.

VIEL TRINKEN

Auch viel Flüssigkeit ist wichtig, wenn es darum geht, eine Hyperurikämie im Vorfeld zu vermeiden. Denn nur so können die Nieren vernünftig arbeiten und die Säure aus dem Körper ausscheiden.

Als Faustregel haben sich dabei mindestens 2 Liter Wasser pro Tag etabliert. Auch gut verdünnte Fruchtsäfte sind beispielsweise erlaubt.

ALKOHOL MEIDEN

Wenn Sie jetzt aber denken, Bier zähle ja auch zu den Flüssigkeiten, dann muss ich Sie leider enttäuschen. Denn wenn Sie einen erhöhten Harnsäurespiegel haben, ist Alkoholzwar oft eine Mitursache, aber niemals die Lösung des Problems. Denn nicht nur haben alkoholische Getränke wie Bier einen vergleichsweise hohen Puringehalt, sie hemmen auch die Nierenfunktionen, so dass die Säure schlechter abgebaut wird und sich eher im Blut niederlässt.

Bei erhöhten Werten ist also wenig oder am besten überhaupt kein Alkohol die einzig sinnvolle Lösung.

AUF FRUCTOSE ACHTEN

In den letzten Jahrzehnten hat die Zahl der Gichtpatienten auf der ganzen Welt zugenommen. Dabei stellen Forscher einen Zusammenhang zwischen dem Siegeszug stark zuckerhaltiger Getränke wie Cola oder Limonaden und einem erhöhten Harnsäurespiegel her. Denn diese Getränke werden oftmals mit hochdosiertem Maissyrup gesüßt, welcher wiederum viel Fructose enthält.

Fructose hat die Eigenschaft, im Körper den Adenosinmonophosphat (AMP) Spiegel zu erhöhen. Im Verlauf des weiteren Stoffwechsels bildet sich daraus Harnsäure, die dann wiederum im Blut kristallisieren kann. Wer also viel Fructose zu sich nimmt, lässt dabei auch seinen Harnsäurespiegel steigen. Pures Obst ist dabei, sofern es in Maßen eingenommen wird, eigentlich ungefährlich, sehr viele Fruchtsäfte können die Werte aber auch ansteigen lassen.

Wenn Sie also unter erhöhten Werten leiden, sollten Sie süße Getränke am besten ganz aus Ihrem Leben verbannen. Wasser, verdünnte Fruchtsäfte und auch Tees (die Sie am besten mit Honig süßen sollten, sofern gewünscht) sind bessere Alternativen.

LEBENSMITTEL MIT GERINGEM PURIN GEHALT

Stattdessen empfiehlt sich ein Speiseplan, der sich besonders an purinarmen Lebensmitteln orientiert. Dabei sind besonders bestimmte Gemüse-, Salat und Nussarten empfehlenswert, es gibt aber auch Obstsorten und sogar bestimmte Zubereitungsformen von Fleisch, die sich bei einer drohenden Hyperurikämie eignen. So sollten Sie z.B. folgende Nahrungsmittel in Erwägung ziehen, wenn es darum geht, die Harnsäure zu senken:

  • Getreide (eine Scheibe Weißbrot bringt gerade einmal 4 Milligramm Harnsäure mit sich)
  • Nudeln (etwa 23 Milligramm pro 150 Gramm Portion)
  • Kartoffeln (16 Milligramm Harnsäure pro 100 Gramm)
  • Karotten (17 Milligramm pro 100 Gramm)
  • Gurken (7 Milligramm pro 100 Gramm)
  • Tomaten (11 Milligramm pro 100 Gramm)
  • Salat (100 Gramm Kopfsalat enthalten gerade einmal 13 Milligramm Harnsäure)
  • Avocado (enthält keinerlei Purin)
  • Hasel-, Walnüsse und Sonnenblumenkerne (frei von Harnsäure)
  • Milchprodukte allgemein (nur Käse hat vernachlässigenswerten Puringehalt)
  • Fleischprodukte wie Corned Beef, Frühstücksfleisch oder Mettwurst (57 bis 70 Milligramm pro 100 Gramm)
  • Obst wie Kiwi (19 Milligramm pro 100 Gramm), Birnen (12 Milligramm) oder Brombeeren (15 Milligramm) – aufgrund des Fructosegehaltes sollten Sie es hiermit aber nicht übertreiben.