Wer an Alzheimer erkrankt ist, leidet unter einer hirnorganischen Krankheit, die erstmals 1906 von dem Neurologen Alois Alzheimer wissenschaftliche beschrieben wurde. Die unter älteren Menschen gefürchtete Krankheit zeigt sich besonders bei Patienten, die das sechzigste Lebensalter überschritten haben. Eher selten sind auch Personen betroffen, die jünger sind als 60 Jahre.

Der Fortgang der Erkrankung zeichnet sich durch ein Absterben der Nervenzellen aus, die sich nicht mehr erneuern können. In unserem Gehirn können sie dann keine Informationen weiterleiten, sodass es letztlich zu einem fortschreitenden Gedächtnisverlust und zu Orientierungslosigkeit kommt. Doch wie sehen die anfänglichen Symptome aus? Ist das erste Vergessen eines Termins schon ein Anzeichen für Alzheimer? Was für andere Symptome zeigen sich noch? Diese und viele andere Fragen kannst Du hier nachlesen.

Abnahme des Erinnerungsvermögens mit Wiederholungen

Unser Gehirn ist so konstruiert, dass es Informationen abspeichern und diese auch abrufen kann. Wir erinnern uns an einen Termin beim Arzt, an ein Telefonat, das wir kürzlich mit der Tochter oder dem Sohn hielten, an ein nahe zurückliegendes Erlebnis wie dem Wochenendausflug mit der Kirchengemeinde oder einem kürzlich gemachten Lebensmitteleinkauf. Der Abruf dieser Geschehnisse stellt für Dein Gehirn die Tagesordnung dar. Sterben aber die Nervenzellen ab, kannst Du Dich nach und nach nicht mehr richtig oder gar nicht mehr an Ereignisse erinnern, die noch nicht mal lange her sind. Die Folge: Wiederholungen. Es werden immer gleiche Fragen gestellt.

Doch weder der Betroffene noch Familienangehörige merken dies sofort. Der Prozess der Vergesslichkeit erfolgt schleichend. Wichtig ist es, eine Zunahme an Erinnerungslücken rechtzeitig zu erkennen.

Probleme bei alltäglichen Handlungen

Alltägliche Aufgaben, die einer bestimmten Reihenfolge unterliegen, kann die erkrankte Person nicht mehr wie gewohnt erledigen. Eine bestimmte Handlungsabfolge gibt es z. B. beim Autofahren. Hier kann es zu Verwechslungen kommen. Wenn Dir das öfter passiert und auf Dauer keine Besserung eintritt, solltest Du einen Arzt aufsuchen. Probleme können auch im häuslichen Bereich auftauchen. Von Alzheimer betroffene Menschen lassen nämlich vermehrt bestimmte Arbeitsschritte aus. Wer gerne Kaffee trinkt, vergisst dann z. B. einen Kaffeefilter einzulegen oder Wasser nachzufüllen. Bei der Handhabung elektronischer Gegenstände kann das gefährlich werden.

Erste Symptome verraten Deine Augen

Weil Alzheimer eine schleichende Krankheit ist, die von den Patienten nur schwer als solche zu erkennen ist, sollte die Möglichkeit einer medizinischen, frühzeitigen Erkennung in Betracht gezogen werden. Bisher hast Du es vielleicht nicht für möglich gehalten, dass die Wissenschaft hier nochmal einen Schritt nach vorne macht. Doch gibt es jetzt eine Überraschung für Dich. Erste Symptome der Erkrankung lassen sich nämlich an der Netzhaut Deiner Augen ablesen.

Aktuelle Forschungen der Washington University School of Medicine konnten an über 70- jährigen Menschen eine verdünnte Netzhaut in Kombination mit Eiweißablagerungen (Plaques) im Gehirn feststellen. Die Amyloid- oder Tau-Proteine können sich schon ein bis zwei Jahrzehnte vor dem Ausbruch der Krankheit in unserem Gehirn ablagern. Nachgewiesen werden kann das z. B. durch eine Lumbalpunktion.

Sprachliche Störungen

Am deutlichsten zeigen sich Symptome bei den sprachlichen Fertigkeiten. Dem Patienten fallen nicht mehr die Worte für zugehörige Gegenstände ein. Der Versuch, ein gleichwertiges Synonym zu finden, scheitert oft, weil sich der Erkrankte auf Wortschöpfungen beschränkt, die es so nicht in der Sprache gibt (z. B. Gefrierdings). Die kranke Person verkürzt die Sätze und versucht Füllwörter zu finden, die letztlich jedoch unpassend sind. Die verbalen Fähigkeiten schränken sich enorm ein. Schachtelsätze zu bilden, wird unmöglich. Selbiges gilt für die Wiedergabe von komplexen Sachverhalten.

Ist Alzheimer noch nicht diagnostiziert, mag der Erkrankte das nicht gerne wahrhaben und er fängt an, anfängliche Symptome zu ignorieren oder gegenüber Familienangehörigen Ausreden für das Vergessen von Wörtern zu finden. Oftmals reagieren älteren Menschen, die unter Alzheimer leiden zunehmend ablehnend oder manchmal auch aggressiv.

Orientierungslosigkeit

In fortgeschrittenen Stadien ist der Patient nicht mehr in der Lage sich in seinem Umfeld zurechtzufinden. Ein Spaziergang in der häuslichen Umgebung oder die Fahrt zu Freunden oder Familie kann im Nirgendwo enden. Plötzliche Orientierungslosigkeit tritt ein, der Ort, an dem sich der Mensch mit Alzheimer befindet, fühlt sich fremd an. Auch erkennt er altbekannte Straße und Gebäude nicht mehr. Es passiert nicht selten, dass sich ältere Menschen dann verlaufen und nicht mehr wissen, wo sie sind oder wo sie wohnen. Die Vergesslichkeit der eigenen Adresse wird dann zu einem Problem, wenn der Betroffene keine Ausweispapiere mitführt.

Verlust der Zeit

Ältere Menschen haben eine gewisse Routine sehr gern. Sie hilft ihnen, den Tagesablauf wie gewohnt zu gestalten und zu leben. Der regelmäßig gestellte Wecker erinnert morgens an das bevorstehende Frühstück, das Teeservice auf dem Wohnzimmertisch und die Packung Plätzchen im Schrank warten auf die Teezeit. Geht aber das Zeitgefühl verloren, wird es keine Routine mehr geben können. Das Frühstück verwechselt der Patient mit dem Abendessen, der Tee wird unter Umständen nicht mehr getrunken, weil die Person denkt, sie habe vorher schon eine Tasse getrunken. Auch bleiben Termine und Aufgaben aufgrund der zeitlichen Verwirrung unerfüllt.

Beeinträchtigung des Urteilsvermögens

Komplexe und einfache Handlungen können nicht mehr in einen passenden Sachzusammenhang gebracht werden. Häufig macht sich das bei der Wahl der Kleidung bemerkbar. Ältere Menschen, die von der Krankheit Alzheimer betroffen sind, können die Wetterverhältnisse nicht mehr richtig einordnen. Der Griff nach Stiefeln und Schal an warmen Sommertagen ist bei dieser Erkrankung keine Seltenheit. Auch beim Kochen können Missverhältnisse bei der Wahl der Menge bestimmter Zutaten entstehen. Gewürzt wird zu viel oder gar nicht, das Fleisch bleibt unbemerkt roh oder die kranke Person wählt eine unpassende Zutat. Solche Defizite können vor allem Familienangehörigen auffallen, wenn sie Mutter oder Vater regelmäßig besuchen.

Problematisch sind Fälle, in denen der demenzerkrankte Mensch keine Familienangehörige und auch keine Freunde mehr hat, die die Krankheit erkennen könnten.

Stimmungsschwankungen

Wer unter Stimmungsschwankungen leidet, muss nicht gleich an Alzheimer erkrankt sein. Vielmehr würde dies gegebenenfalls auf eine sich einstellende Depression hinweisen. Jedoch können Gemütsschwankungen in Verbindung mit den bereits aufgezählten Symptomen Alzheimer bedeuten.

Wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist und Vergesslichkeit an der Tagesordnung steht, ist es für den Betroffenen selbst nur sehr schwer, die Symptome als solche zu deuten. Die Person erinnert sich einfach nicht. Sie erinnert sich auch nicht an kürzlich gemachte Gedanken zu einem Problem. Ständige Unzufriedenheit muss jedoch der Familie, einer Freundin oder einem Freund auffallen. Die Schwankungen in der Stimmung erfolgen meist plötzlich und ohne offensichtlichen Grund.

Änderung von Verhalten und Denkweisen

Mit Alzheimer geht eine Veränderung der Persönlichkeit einher. Es kann zu merkwürdig erscheinenden Verhaltensauffälligkeiten kommen, die nicht dem Wesen des betreffenden Menschen entsprechen. Zuvor freundliche und liebevolle Mütter oder Väter werden aggressiv und unfreundlich. Oftmals ist damit auch eine Abwehrhaltung verbunden, weil sie sich angegriffen fühlen. Widersprüchliche Verhaltensweisen können sich in lauten, emotionalen Ausbrüchen zeigen gefolgt von weinerlichen Angstzuständen. Die Änderungen im Verhalten sollten in der Kombination mit anderen Symptomen gesehen werden, sonst bleibt die Krankheit unerkannt und wird fälschlicherweise zu einem bloßen psychologischen Problem.

Trägheit und Freudlosigkeit

Ein weiteres Symptom ist eine sich einstellende Trägheit und Freudlosigkeit. Ein Mensch, der vor der Erkrankung für seine Lebenslust und seinen Frohsinn bekannt war, besitzt mit einer fortgeschrittenen Erkrankung keine natürliche Fröhlichkeit mehr. Demenzkranke Menschen verfallen in Trägheit, verlieren die Lust, den ursprünglichen Hobbys nachzugehen und sind nicht mehr in der Lage eine angefangene Arbeite zu einem Ende zu bringen. An schönen Dingen können sie sich kaum noch erfreuen. Aufgaben, zu denen Motivation gehört, werden nicht in Angriff genommen, weil sich die erforderliche Energie erst gar nicht einstellt.

Auch hier besteht die Gefahr, dass ein solches Verhalten einfach der Kategorie Depression zugeschoben wird. Der Blick sollte deshalb nicht nur auf einer veränderten Stimmung ruhen, sondern auf die Gesamtheit der bereits genannten Auffälligkeiten.

Wer unter Stimmungsschwankungen, Freudlosigkeit und Trägheit leidet, sollte einen Arzt und eine vertraute Person zu Rate ziehen.

Fazit

Eine frühzeitige Erkennung ist nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse möglich. Es kann sich bei den Untersuchungen der Washington University School of Medicine um einen Durchbruch handeln, denn hiermit ließe sich viel schneller auf eine mögliche Erkrankung reagieren. Meldet sich Alzheimer über Eiweißablagerungen im Gehirn und eine verdünnte Netzhaut im Auge an, könnten sich sowohl möglich erkrankte Menschen und Familienangehörige darauf einstellen. Besonders wichtig wäre diese Art der medizinischen Diagnostik, weil damit bestimmte Symptome nicht mehr missverstanden und fehlinterpretiert würden. Die demenzkranke Person ist eben kein Fall für die Psychiatrie.

Verwandte und Freunde können Vorkehrungen treffen, um sich auf die Krankheit vorzubereiten, denn im fortgeschrittenen Stadien kann es zu einer vollständigen Pflegebedürftigkeit des Menschen kommen. Bei einer Früherkennung könnten organisatorische Erledigungen in Angriff genommen werden. Schließlich möchte die Familie sicherstellen, dass sich um Mutter und Vater gut gekümmert wird. Um eine plötzliche Konfrontation mit der Diagnose Alzheimer zu vermeiden, sollten die beschriebenen Symptome deshalb nicht ignoriert werden.

Der Blick ist dabei immer auf mehrere vorliegende Auffälligkeiten zu richten. Jede Veränderung für sich isoliert gesehen, kann die Krankheit Alzheimer nicht entlarven. Regelmäßige Besuche beim Arzt sollten eingehalten werden. Fällt Dir Deine Vergesslichkeit auf, solltest Du eine Person des Vertrauens oder einen Arzt konsultieren.

Viele ältere Menschen, die merken, dass sie sich nicht mehr alles merken können, schreiben sich Merkzettel oder eine Liste mit Erledigungen. Am besten ist es, sich die Erinnerungen auf Papier dort aufzuhängen, wo sie in der Regel gesehen werden können. Dies kann für jeden Raum separat durchgeführt werden (z. B. Zettel im Bad, in der Küche oder im Schlafzimmer).

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