Gut geschlafen? Für viele ein Wunschtraum. Denn nicht schlafen zu können ist ein Alptraum. Von einer Schlafstörung spricht man, wenn der Betroffene viermal in der Woche länger als 30 Minuten zum Einschlafen braucht. Aber Schlafstörung ist nicht gleich Schlafstörung – zumindest nicht aus Sicht des Ayurveda. Wer wieder wie ein Murmeltier schlafen möchte, sollte seine Vata oder Pitta Dosha ausbalancieren. Denn diese sind laut Ayurveda meist Schlafräuber. Mit diesen Hausmitteln kommt das Sandmännchen bestimmt.

„DER SCHLAF IST WIE EINE TAUBE: GREIFT MAN NACH IHR, FLIEGT SIE DAVON; HÄLT MAN GEDULDIG DIE HAND AUF, KOMMT SIE HERAN.“ (PAUL-ANTOINE DUBIOS)

Schlaflos? Dann bist du nicht alleine. 506.000 Österreicher bekommen einer Studie zufolge Nachts keine Auge zu. Laut Ayurveda (dt. dem Wissen vom langen Leben) sind hier vor allem die Doshas Vatha und Pitta aus dem Gleichgewicht geraten – je nachdem ob man unter einer Einschlaf- oder Durchschlafstörung leidet.

Die drei Doshas Vata, Pitta und Kapha sind zentrale Elemente in der Ayurveda-Lehre. Dabei handelt es sich um Lebensenergien, die den Körper unterschiedlich beeinflussen. Je nach Konstitution einer Person, sind diese Qualitäten mehr oder weniger ausgeprägt. Diese Doshas unterliegen zudem den Rhythmen von Tag und Nacht, den unterschiedlichen Jahreszeiten und verändern sich auch im Lauf des Lebens.

Der Tag und seine Rhythmen

Der Tag beginnt mit der Kapha dominierenden Qualität um 6.00 Uhr morgens. Ab Mittag ist dann Pittazeit, das letzte Drittel des Tages ist von Vata geprägt. Die Nachtphase hat die gleiche Reihenfolge und beginnt um 18 Uhr mit Kapha, um Mitternacht herrscht Pitta und schließlich endet die Nacht mit Vata.

Der Tagesrhythmus hat besonderen Einfluss auf unseren Lebensrhythmus. Folgende Schlussfolgerungen zieht die Ayurveda-Lehre aus der Rhythmik der Doshas bei Schlafstörungen: So wird empfohlen, spätestens gegen Ende der Kaphazeit um 22.00 Uhr ins Bett zu gehen. Die schweren Eigenschaften von Kapha fördern das Einschlafen und die erste Tiefschlafphase. Der Körpern kann sich ideal ausruhen und Kraft für den neuen Tag tanken. Wer die Nacht durchschläft, hat auch kein Problem der folgenden Empfehlung zu folgen. Denn der Ayurveda empfiehlt, spätestens am Ende der Vatazeit gegen 6.00 Uhr aufzustehen.

DoshaElementAufgabeTageszeitJahreszeit
VataÄther und LuftGeistige und körperliche Bewegung2-6 und 14-18 UhrFrühling und Herbst
PittaFeuer und WasserStoffwechsel und alle anderen Umwandlungen10-14 und 22-2 UhrSommer
KaphaWasser und ErdeReguliert Aufbau und Stabilität des Körpers6-10 und 18-22 UhrWinter

Schlafstörung – Doshas im Ungleichgewicht

Einschlafstörungen: Wer mit dem Einschlafen kämpft, leidet häufig an einer Vata-Störung. Vata ist das Prinzip von Bewegung und Aktivität. Falsche Essgewohnheiten, Überlastung, Kummer oder Angst können dieses Dosha aus dem Gleichgewicht bringen. Bei einer reinen Vata-Schlafstörung können auch Kopfschmerzen, trockene Haut oder steife Gliedmaßen ein Indiz sein. Herzklopfen, Muskelspannungen, Angst oder Traurigkeit kommen hier oft dazu. Der Körper ist übersäuert und erhitzt. Keine guten Voraussetzungen zum Schlafen. Wer an solchen Symptomen leidet, sollte möglichst zur Kapha-Zeit bis 22 Uhr in die Federn hüpfen. Danach dominiert das aktive Pitta und erschwert dem Sandmann seine Arbeit.

Durschlafstörungen: Eine andere Art der Schlafstörung kommt von einem gestörten Pitta. Diese Menschen schlafen zunächst gut ein, wachen aber dann ca. alle 90 Minuten auf und leiden unter Herzklopfen, Muskelspannungen oder Emotionen wie Ärger, Angst und Traurigkeit. Der Organismus ist häufig übersäuert und überhitzt. Gerade in der Pittaphase zwischen 22:00 und 2:00 sind Galle und Leber aktiv. Im Rahmen der inneren Reinigung können Säuren und andere Reizstoffe den Körper überschwemmen und zu Schlafstörungen führen.

Früher Vogel fängt den Wurm? Davon können ebenfalls einige Leidensgenossen ein Lied singen. Ab 2:00 Uhr früh schlägt die Stunde des Vatha-Doshas. Der Schlaf wird flacher, Träume intensiver. Wenn nun zusätzlich eine Vata-Störung vorliegt, kann dies zu Durchschlafstörungen führen. Daher wachen viele Menschen zwischen 2:00 Uhr und 4:00 Uhr auf – und schlafen nicht mehr ein.

Guter Schlaf beginnt am Tag

Um eine Vata-Störung auszugleichen sind morgendliche Massagen mit warmem Sesamöl zu empfehlen. Wichtig sind auch regelmäßige warme Mahlzeiten und eine ausgewogene Work-Life-Balance. Bevor man an einen gesunden Schlaf denkt, sollten gegen Abend unerledigte Probleme und Emotionen im Bewusstsein bereinigt sein. Dazu gibt es heutzutage ein vielfältiges Angebot an Meditationen, Entspannungsübungen und energetischen Verfahren. Das Massieren der Füße mit Massageöl oder Ghee vor dem Zubettgehen beruhigt das Vata.

Hilfreiches aus der Kräuterküche

  • Die Schlafbeere – Ashvagandha (Withania somnifera): Es gilt als das indische Ginseng mit ausgeprägt tonisierenden Aktivitäten. Sie verbessert die Stresstoleranz, bringt mehr Energie im Alltag und wirkt sich positiv auf das Gedächtnis aus.
  • Hilfreich sind auch beruhigende Kräutertees und Gewürze. Dazu zählen neben Muskat und Kamille andere bekannte Kräuter wie Melisse, Hopfen, Passionsblume, Johanniskraut, Helmkraut oder Eisenkraut

Weitere Ernährungsempfehlungen

  • Iss Lebensmittel, die Tryptophan enthalten. Tryptophan ist die Vorstufe von Serotonin, und damit auch von Melatonin. Dazu gehören Käse, Erdnüsse, Cashewnüsse, Linsen, Sojabohnen, Hühnerei, Fleisch, Fisch, Haferflocken, Weizen, Reis, Ananas, Bananen, AFA-Algen und Sesam-Samen. Das Tryptophan gelangt mit der Hilfe von Insulin leichter ins Gehirn. Deshalb gibt es seit jeher vor dem Schlafengehen ein Betthupferl, wie z. B. Milch mit Honig.
  • Dieses klassisches Rezept ist warme (verdünnte) Milch (oder ein Milchersatz wie Mandelmilch) mit Honig und Gewürzen wie Muskatnuss, Kardamom, Ingwer, Zimt oder Safran. Es beruhigt Vatha und verbessert indirekt den Melatoninspiegel.

Den Mond grüßen

Es gibt auch zahlreiche entspannende Yoga-Übungen, die Abends körperliche und geistige Anspannung abbauen wie z.B. Paschimottanasana oder ruhige Yoga-Flows wie den Mondgruß. Probiere es aus. Yoga hilft – nachweislich. Gute Nacht.