Gelenkbeschwerden: Gelantine zur Behandlung von Arthrose
Immer mehr Menschen haben ein Problem mit der Verwendung von Gelatine. Dazu gehören beispielsweise Menschen, die aus religiösen Gründen kein Schweinefleisch essen. Eine ablehnende Haltung betrifft auch Menschen, die aus Überzeugung vegan leben. Viele andere Menschen finden die Vorstellung unappetitlich, dass Gelatine aus Schweineschwarten und anderen Schlachtabfällen hergestellt wird. So genau möchte es niemand wissen. Vor allem sind es aber die Tierschützer, die sich gegen die Ausbeutung von Tieren, und zu Recht gegen unwürdige Haltungs- und Schlachtbedingungen wenden. Mehr Wissen über den Nutzen der Gelatine zu erwerben, ist aber ist sinnvoll, zumal die Gelatine bei Arthrose auch einen medizinischen Nutzen haben kann.
Was ist eigentlich Gelatine?
Gelatine ist ein bekanntes Geliermittel, das unter anderem für die Herstellung von Sülzen oder Tortengüssen verwendet wird. Tatsächlich besteht die geschmacklose Gelatine aus diversen tierischen Proteinen. Der wichtigste Bestandteil der Gelatine ist hydrolysiertes Kollagen. Dieses wird aus dem Bindegewebe von Schweinen, Rindern oder anderem Schlachtvieh extrahiert.
Die vom Menschen genutzte Eigenschaft der Gelatine ist, in Wasser aufzuquellen, sich unter Wärmeeinwirkung aufzulösen und beim Erkalten zu einem halbfesten oder schnittfesten Gel zu verfestigen. Diesas Gel ist thermo-reversibel und temperaturempfindlich. Das bedeutet: Durch Wärmezufuhr von 50 Grad aufwärts verflüssigt es sich beim anschließenden Erkalten wieder.
Im Jahre 2018 sind vermutlich weltweit etwa 450.000 Tonnen Gelatine hergestellt worden. Die bei uns erhältliche Speisegelatine besteht zu fast 70 Prozent aus Schweineschwarten, wobei etwa 5 Kilogramm Schweineschwarten ein Kilogramm Gelatine ergeben. Weitere 18 Prozent der bei uns konsumierten Gelatine stammen aus ausgekochten Tierknochen, etwa 10 Prozent aus ausgekochter Tierhaut, aus Sehnen und Knorpeln. Für die restlichen zwei Prozent sind andere Quellen verantwortlich, zum Beispiel Fische. Gelatine aus Fischhaut wird vor allem wegen der jüdischen oder islamischen Speisegesetze hergestellt. Die damit hergestellten Speisen sind entweder koscher oder halal.
Was nur wenige Menschen wissen ist, dass Gelatine nicht nur in Tortenguss, Gummibärchen, Wackelpudding oder Aal in Aspik verwendet wird, sondern auch in Halbfettmargarinen, fettreduzierten Käsesorten, Weichkaramell-Bonbons, Marshmallows, Lakritzen, Schaumwaffeln, Schokoküssen oder Schlagsahne vorkommt. Außerdem wird sie in Gemüse- oder Fleischsülze, Pfefferminzbonbons, Konfekt, sowie als „Schönungsmittel“ in Essig, Wein, Apfelwein, sämtlichen nicht naturtrüben Fruchtsäften und in manchen Staaten auch in Biersorten als Klärungsmittel verwendet. Im medizinischen Bereich werden häufig Hart- oder Weichkapseln damit produziert, sowie Gefäß- und andere Implantate damit beschichtet. Außerdem enthalten manche Impfstoffe Gelatine. Soweit, so gut. Nun schauen wir uns einmal den Nutzen von Gelatine bei Gelenkbeschwerden an.
Warum hat Gelatine eine für uns interessante medizinische Wirkung?
Angenommen wird, dass der Gehalt an Aminosäuren dafür mit verantwortlich ist. Unser Körper kann einen Teil der benötigten Aminosäuren selbst herstellen. Aber die acht essenziellen Aminosäuren muss er über die Nahrung zugeführt bekommen. Das kann unter anderem durch Gelatine geschehen, der allerdings eine der acht essenziellen Aminosäuren fehlt. Vorteilhaft an Gelatine ist, dass die darin enthaltenen Nährsalze es schaffen, durch die Darmwand zu gelangen und in die Blutbahn einzutreten. So können sie sich an noch regenerationsfähigen Knorpeln anlagern, und deren Abbau stoppen. Damit ist eine Wirksamkeit von Gelatine bei allen Beschwerden gegeben, die durch den Verschleiß von Knorpelmasse entstehen. Ist allerdings der Knorpel bereits vollständig abgebaut, hilft auch die Gelatine-Zufuhr nicht mehr.
Bei welcher Art von Gelenkbeschwerden hilft Gelatine?
Heute ist zwar noch nicht bekannt, wie genau der Mechanismus funktioniert, durch den die Gelatine Arthrose-Beschwerden lindern kann. Mediziner wissen aber durch diverse Studien, dass bereits eine tägliche Zufuhr von 10 Gramm Gelatine Linderung von Arthrose-bedingten Schmerzen nach sich ziehen kann. Sie trägt durch noch unbekannte Mechanismen zur Regeneration des Knorpels bei. Daher werden Gelatine-Kapseln oder Pulver-Tütchen bei Arthrose, degenerativen Erkrankungen der Wirbelsäule, Osteoporose oder Überlastungsschmerzen verordnet. Als simpelste Form, den lädierten Knorpel zu regenerieren gilt, sich ein paar Blatt Gelatine im Supermarkt zu kaufen, diese in etwas Wasser einzuweichen und in Saft aufgelöst zu sich zu nehmen. Das ist ein Dehlschluss. Viele Menschen glauben fälschlicherweise, sie würden sich mit dem Verzehr von Gummibärchen oder Wackelpudding etwas Gutes tun.
Das ist aber falsch. Bei beiden ist der hohe Zuckergehalt alles andere als gesundheitsverträglich. Erhöhtes Körpergewicht durch Leckereien ist bei Gelenkbeschwerden kontraproduktiv. Verhehlen wollen wir an dieser Stelle nicht, dass manche Forscher den Heileffekt von Gelatine für nicht beweisbar und somit für Humbug halten. Ähnliches wird auch von Nahrungsergänzung oder Homöopathie behauptet. Solche Aussagen dürften der Pharmaindustrie, einem umsatzträchtigen Zweig der allmächtigen Chemieindustrie, in die Hände spielen. Erst wenn ausreichend unabhängige Studien beweisen, dass dem tatsächlich so ist, darf diese Aussage als Fakt angesehen werden. Wahr ist jedoch, dass Lebensmittelgelatine keine Wirkung auf Knorpelmasse hat. Wirksam ist nur Gelatine-Hydrolysat.
Was tut Gelatine für die Gelenke?
Für vegan lebende Menschen sind die nachfolgenden Tipps nicht nutzbar, da Gelatine aus tierischen Schlachtabfällen hergestellt wird. Vegan lebende Menschen nutzen meist das pflanzliche Geliermittel Agar-Agar. Wer jedoch tierische Lebensmittel auf dem Speiseplan behalten möchte, kann sich auch den folgenden Vorschlägen öffnen.
Gelatine bei Arthrosebeschwerden
Bekanntlich wirkt Gelatine bei Arthrose lindernd, so auch bei der Arthrose der Hände und Knie. Es macht Sinn, bei Arthrose frühzeitig mit Gelatine-Hydrolysat zu behandeln. Denn wenn der Knorpel bereits weitgehend abgebaut ist, kann die Gelatine auch nichts mehr ausrichten. Sie regeneriert Knorpelmasse nur dann, wenn noch regenerationsfähige Knorpelmasse vorhanden ist.
Wenn Du Gelatine über Kapseln aufnimmst, wird diese anscheinend in den noch vorhandenen Knorpel eingebaut. Damit verbessert sich auch die Beweglichkeit der Gelenke. Der bisherige Schmerzgrad verringert sich. Bei noch nicht weit fortgeschrittener Arthrose kann also eine Therapie mit Gelatine-Kapseln hilfreich sein. Gut genährte Gelenkknorpel können nur im Interesse der Betroffenen sein. Das pflanzliche Geliermittel Agar-Agar hilft allerdings nicht auf dieselbe Weise. Es wird aus Algen hergestellt und enthält somit kein Kollagen.
Gelatine gegen Belastungsschmerzen
Bei starken sportlichen Belastungen können erkrankte Gelenke ganz schön schmerzen. Wer also regelmäßig lange Strecken wandern oder einen Halbmarathon mitlaufen möchte, sollte vorbeugend Gelatine zuführen. Das macht aber nur Sinn, wenn diese präventive Maßnahme über längere Zeit durchgeführt wird. Wenn Du erst am Starttag einer einwöchigen Bergwanderung zum Gelatine-Beutelchen greifst, hast Du etwas nicht richtig verstanden. Sinnvoller ist, diese Präventionsmaßnahme schon zwei Monate vor der Wanderung vorzunehmen.
Gelatine fördert die Elastizität der Knochen
Viele Menschen leiden wegen einseitiger Belastungen und schlechter Sitzhaltungen an Rückenbeschwerden. Bei degenerativen Erkrankungen, die die Wirbelsäule betreffen, kann Gelatine schmerzlindern wirken, und die Beweglichkeit spürbar verbessern. Die Elastizität und Stabilität der Knochen ist wichtig, denn spröde Knochen brechen leichter.
Gelatine bei Osteoporose
Osteoporose ist heute längst nicht mehr nur eine Alterserkrankung, auch wenn bevorzugt ältere Menschen an einer Degeneration des Knochengerüstes leiden. Junge Menschen leisten der Brüchigkeit der Knochen Vorschub, indem sie literweise zuckerhaltige Cola-Getränke konsumieren. Cola enthält diverse Säuren und große Mengen Zucker oder Süßstoffe. Die Folgen dieses Tuns werden erst zwanzig bis vierzig Jahre später spürbar.
Die durch einen massiven Kalziumverlust spröde gewordenen Knochen brechen bei Osteoporose häufig spontan und ohne jeden äußeren Anlass. Mit Gelatine-Präparaten kann bereits bei den ersten Anzeichen nachlassender Knochendichte etwas getan werden, um die Elastizität und Belastungsfähigkeit der Knochen zu erhalten. Damit werden die Risiken für Knochenbrüche minimiert. Auch die mit Osteoporose einhergehenden Schmerzen können etwas gelindert werden.
Vorzeitiger Gelenkverschleiß kann mit Gelatine verhindert werden
Junge und alte Menschen können von Gelatine profitieren. Selbst unter Leistungssportlern wird die Gelatine als sinnvolle Präventionsmaßnahme genutzt, um dem Gelenkverschleiß durch hartes Training vorzubeugen. Leistungssportler belasten ihre Gelenke sehr viel stärker als andere. Viele von ihnen erleben später entsprechenden Skelett-Verschleiß.
Boris Becker musste sich bereits künstliche Hüften einsetzen lassen. Diese sind dem berühmten „Becker-Hecht“ geschuldet. Er nennt seinen Körper nicht zufällig ein „Schlachtfeld“. Ob er allerdings zu Gelatine-Präparaten greift, um deren regenerierende Wirkung zu nutzen, ist nicht bekannt.
Wie wird Gelatine richtig verwendet?
Wichtig ist bei Blattgelatine, diese in kaltem Wasser aufzulösen. An sich ist Blattgelatine geschmacklos. Manche Menschen mögen sie trotzdem nicht so zu sich nehmen. Erlaubt ist daher auch, die Blattgelatine in kaltem Tee oder einem Saft aufzulösen. Jede Wärmezufuhr sorgt dafür, dass die Blattgelatine beim Erkalten wieder geliert und eventuell sogar schnittfest wird.
In medizinischen Verwendungen sind Gelatinekapseln die bessere und einfachere Variante – schon aus Gründen der leichteren Dosierung. Die Zufuhr von zehn Gramm pro Tag ist bei Arthrose oder akuten Gelenkschmerzen die empfohlene Menge. Im Handel sind Trinkgelatine oder Gelatinekapseln mit Kalziumzusatz zu finden. Letztere machen insbesondere bei Osteoporose Sinn. Ob ein Hydrolysat-Pulver sinnvoller ist als herkömmliche Gelatine, solltest Du gegebenenfalls Deinen Orthopäden fragen. Viele Orthopäden halten allerdings von solchen Therapien gar nichts.
Dagegen steht zumindest, dass schon Hildegard von Bingen im Mittelalter empfahl, bei Gelenkproblemen den Absud ausgekochter Kalbsknorpel als Medizin zu verabreichen. Zumindest im Rahmen der Volksmedizin hat sich die Gelatine schon früh bewährt. Das schließt naturgemäß nicht aus, dass es heute schon sehr viel bessere und wirksamere Mittel gibt als die Gelatine. Vor allem aber ist in Lebensmitteln Speisegelatine enthalten, während die medizinisch verwendete Gelatine-Zubereitungen auf der Basis von wasserlöslichem Kollagen-Hydrolysat hergestellt werden.
Es hilft also nicht allzu viel, täglich Wackelpudding, Gummibärchen oder Blattgelatine zu verwenden, um gegen Knie- oder Rückenschmerzen vorzugehen. Wenn schon bei Arthrose oder Osteoporose Gelatine zugeführt werden soll, dann sollten es auf jeden Fall Präparate mit wasserlöslichem Kollagen-Hydrolysat sein. Leider zeigen die bisher vorliegenden Studien kein einheitliches Bild. Es werden also noch weitere Forschungsprojekte nötig sein, damit die Wirkung der Gelatine in allen Einzelheiten geklärt werden kann.
Viele Mediziner schreiben Gelatine-Präparaten nur eine Placebo-Wirkung zu. Dem setzt eine Kieler Studie entgegen, dass sich bei langfristiger Einnahme von Gelatine-Hydrolysat tatsächlich eine Verbesserung der noch regenerationsfähigen Knorpeldichte – und zwar eine langfristige Stärkung – erzielen lässt. Unstrittig ist auf beiden Seiten eines: Gelatine-Präparate stellen nur einen kleinen Teil der Behandlungsmöglichkeiten bei Osteoporose oder Arthrose dar. Solche Präparate behandeln degenerationsbedingte Gelenkschäden außerdem nur symptomatisch oder vorbeugend. Sie beheben aber nicht die eigentliche Ursache der Arthrose oder Osteoporose.